Oft sind Autofahrer der Ansicht, dass Kratzer in der Windschutzscheibe nur durch Steinchen, Kies oder Schotter entstehen können. Dem ist leider nicht so. Auch alte oder defekte Scheibenwischer mit Schmutzpartikeln, Vandalismus, eine falsche Reinigung, die Waschanlage oder Eiskratzer können die Frontscheibe schädigen. Wer in seiner Frontscheibe einen oder mehrere Kratzer entdeckt, sollte dies keineswegs auf die leichte Schulter nehmen. Selbst winzigste Schäden können unbehandelt gravierende Folgen für den Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer haben. Schliesslich kann sich der Schaden bei jedem Schlagloch und jeder Bordsteinkante vergrössern oder die Autoscheibe komplett zerstören. Aber auch Beeinträchtigungen im Blickfeld, die sich besonders bei schlechtem Wetter oder tief stehender Sonne zeigen, können zu falschen Reaktionen oder gar Unfällen führen. Deswegen ist bei einer zerkratzten Scheibe ein zeitnaher Termin in der Werkstatt ein Muss.
Professionelle Werkstätten prüfen jede Option

Der geübte Blick des Experten für Autoglas erkennt sofort, um welche Art von Kratzer es sich handelt. Auch die Möglichkeiten der Beseitigung kann nur der Profi vor Ort einschätzen. Entscheidend für das weitere Vorgehen ist beispielsweise, ob es sich um einen tiefen, einen tastbaren, einen leichten oder einen oberflächlichen Kratzer handelt. Bei bestimmten Voraussetzungen (Grösse, Art, Ort, Tiefe) lassen sich Kratzer wieder rückstandslos entfernen.
Kratzer in der Windschutzscheibe durch Polieren entfernen
Leichte Kratzer im Autoglas können ggf. durch Polieren entfernt werden. Hierzu wird die Windschutzscheibe zunächst komplett gereinigt, um Schmutz, Fett und andere Chemikalien zu entfernen. Anschliessend beginnt der Profi schon mit dem sogenannten Auspolieren. Mit einem Exzenterschleifer und spezieller Glaspolitur, die auf ein Polierpad aufgetragen wird, kann der Experte dann leichte Kratzer wieder komplett entfernen. Allerdings ist die gesamte Prozedur längst nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint.
In vielen Werkstätten wird die Frontscheibe in mehrere Sektoren unterteilt, um beim Polieren einen besseren Gesamtüberblick zu behalten. Auch muss die Glaspolitur zunächst leicht aufgetupft werden. Richtig heikel ist der Poliervorgang selbst, denn hier braucht es viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung. Weil längere Zeit auf einer Stelle poliert wird, braucht es die richtige Balance zwischen vorsichtigem Druck und dem Vermeiden grosser Erhitzung. Ausserdem geht das Ganze nur mit entsprechender Beleuchtung durch Gegenlicht, um alle Schadstellen zu entdecken. Wegen dieser Erfahrungen, der speziellen Ausrüstung und der grossen Vorsicht ist von Selbstversuchen auch unbedingt abzuraten.
Kratzer entfernen durch einen Scheibenwechsel

Allerdings sind bereits dieser Option enge Grenzen gesetzt. Ist die Autoscheibe bereits so tief zerkratzt, dass der Kratzschaden mit blossem Fingernagel tastbar ist (oder auch bei zusätzlicher Rissbildung), kommt diese Möglichkeit nicht mehr in Betracht. Ebenso verhält es sich bei Kratzschäden, die sich direkt im Sichtfeld des Fahrers befinden. In diesen Fällen darf die Autoscheibe nicht poliert werden und ist daher auszutauschen.
Warum besser in die Werkstatt?
Bei einer zerkratzten Windschutzscheibe gibt es kaum eine Alternative zur Werkstatt, allein schon, weil nur dort die Art des Kratzers, mögliche Folgeschäden und die Reparaturoptionen fachmännisch erkannt werden können. Auch nach gut gemeinten Ratschlägen vermeintlicher Hobbyschrauber ist der Rat des Werkstattmeisters ganz sicher nicht verkehrt. Hinsichtlich der Haushaltskasse dürften kaum Bedenken bestehen, denn selbst der Wechsel einer Frontscheibe wird oftmals von der Teilkaskoversicherung übernommen.